Demut – die vergessene Tugend (Teil 2)

Demütig werden - ist das erstrebenswert, und wie geht das?

von Andi
"Demut - Die vergessene Tugend" von Wayne Mack

Dies ist eine Zusammenfassung des Buches von Wayne A. Mack, gespickt mit eigenen Gedanken. Wenn Du Teil 1 noch nicht gelesen hast: Hier ist er: Demut – die vergessene Tugend (Teil 1). Im ersten Teil ging es um die Bedeutsamkeit der Demut, und wie sich Demut gegenüber Gott und den Menschen zeigt. Hier geht es nun um die Frage: Demütig werden, wie geht das? Aber zuerst noch kurz zum Gegenteil:

Kapitel 5 – Die Torheit des “Stolzes”

Ich finde, wir sollten besser über Hochmut reden, weil “Stolz” auch positive Komponenten hat. Es ist gut, stolz zu sein auf ein super Prüfungsergebnis. Weil im Buch von Wayne Mack von Stolz die Rede ist, werde ich das bei den Zitaten so stehen lassen.

Warum ein ganzes Kapitel über Stolz (= Hochmut)? Unsere Kultur möchte uns davon überzeugen, dass Stolz eine Tugend sei. Warum ist das so? Warum diese Diskrepanz? Wayne’s These lautet: “Stolz ist natürlich, Demut ist übernatürlich.” Das ist der Grund für die unterschiedliche Einschätzung, die sich schon bei den Suchergebnissen in Google zeigt:

  • Google-Suchergebnis zur Frage “demütig werden”: 7.870 Treffer
  • Google-Suchergebnis zur Frage: “stolz werden”: 175.000 Treffer

Demut ist nicht das, was viele darunter verstehen. Wirklich demütige Menschen sind Goldschätze dieser Welt. Sie zeigen sich nicht durch kriecherisches Verhalten gegenüber anderen Menschen, sondern sie strahlen eine Souveränität aus, die nicht von dieser Welt ist. Sie knien vor Gott und stehen aufrecht vor Menschen. Denk an Bonhoeffer, Hans und Sophie Scholl, Mutter Theresa und andere Helden unserer Zeit. Sie ducken sich nicht vor anderen, die über ihnen stehen, sie haben keine Angst vor Menschen, sie sind aus sich selbst heraus zufrieden.

Warum ist es dumm, stolz = hochmütig zu sein? (Achtung: Hier geht es nicht um ein gesundes Selbstbewusstsein!) Wayne nennt folgende Gründe:

  • Weil Gott Stolz hasst (z.B. kannst du das in Sprüche 16, 5 lesen). Warum denn das? Weil du damit gegen das 1. Gebot Gottes verstößt: “Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.”
  • Alles was wir haben ist ein Geschenk Gottes: Ein Grund, dankbar zu sein, aber kein Grund für Stolz.
  • Wenn du die Früchte des Stolzes bedenkst, musst du feststellen, dass es sich nicht lohnt, stolz zu sein. Schau dir die stolzen Despoten unserer Zeit an, und welch jämmerliches Bild sie abgeben.
  • Wenn du siehst, wie Jesus Christus sich selbst erniedrigte, wäre es dumm, wenn du stolz wärst. Er war es nicht.

Die Früchte des Stolzes

Stolz hat üble Nebenwirkungen. Lies den Beipackzettel! Hier sind 7 Nebenwirkungen (Seiten 93-96 in Wayne Mack’s Buch):

  • Stolz bewirkt, dass wir Gott vergessen (ein Beispiel: 5. Mose 8, 11-14).
  • Stolz bewirkt, dass wir schlechte Entscheidungen treffen (Sprüche 14, 16).
  • Stolz bewirkt, dass wir die Ehrfurcht vor Gott verlieren (2. Chronik 26, 15-16).
  • Stolz bewirkt Undankbarkeit (2. Chronik 32, 24-25).
  • Stolz bewirkt, dass wir durch unsere Reden sündigen (Psalm 31, 19).
  • Stolz bewirkt, dass wir unsere Ohren gegen das Wort Gottes verschließen und uns auf unseren eigenen Verstand verlassen (Jeremia 13, 9-10).
  • Stolz verhindert gute Dinge: zu beten, die Bibel zu lesen, lebensspendende Ermahnungen anzunehmen, unsere eigene Sünde zu erkennen und umzukehren, anderen zuzuhören, tiefe und bedeutsame Beziehungen zu entwickeln und für Gott wirklich brauchbar zu sein.

Kapitel 6 – Demütig werden, wie geht das?

Ich weise noch mal auf die biblische Definition von “Demut” hin:

“Demut meint keine passive Unterwürfigkeit, sondern eine aktive, mutige Handlung. Der Hochmütige hält mehr von sich, als er in Wirklichkeit ist. Demut bedeutet nicht, sich kleiner zu machen, als man ist, sondern das konsequente Bekenntnis zur eigenen Niedrigkeit, also zu der Stellung, die man vor Gott hat. Die Demut ist eine Art Aufrichtigkeit, ein Stehen in der Wahrheit.”

Lexikon zur Bibel (SCM R. Brockhaus, 2021)

Ja, aber wie kann ich demütig werden? Es ist ein lebenslanger Prozess, Demut zu entwickeln. Wayne Mack beschreibt das auf den Seiten 104-139, die ich hier in eigenen Worten wiedergebe:

Die Grundlage: Gott muss dir ein neues Herz geben

Die Bibel spricht vom “natürlichen Menschen”, der nichts von Gott weiß. Für diese Menschen ist Stolz ganz normal. Wir sind alle so, bevor uns Gott zu sich zieht und wir beginnen, ein Leben zu führen, das erneuert wurde. Dazu hat Gott alle Voraussetzungen geschaffen: Gott weiß, dass ein Pflaster hier nicht reicht, wir benötigen ein neues Herz! Dafür hat Gott alle Voraussetzungen geschaffen: Jesus Christus ist für unsere Sünden am Kreuz auf Golgatha gestorben. Wenn wir das anerkennen und uns Jesus im Glauben zuwenden, wird uns dieses Geschenk des neuen Herzens (= der Wiedergeburt) zuteil. Damit erhalten wir auch die Power dafür, ungute Eigenschaften abzulegen. Das geschieht nicht aus eigener Kraft, sondern durch den Heiligen Geist, der uns bei der Wiedergeburt geschenkt wird, und durch die Beschäftigung mit der Bibel, die uns hilft, geistliche Dinge neu zu sehen.

Der Wachstumsprozess: Gott schult uns durch verschiedene Mittel

  • Gott gebraucht schmerzliche Erfahrungen (Beispiel: Israel in den 40 Jahren in der Wüste: Gott demütigte die Israeliten, um sie von ihrer Unzufriedenheit und Selbstsucht zu befreien, s. 5. Mose 8, 2-5).
  • Gott gibt uns Vorbilder.
  • Gott lässt uns durch andere Menschen kritisieren und missverstehen, damit wir uns selbst erkennen.
  • Gott gebraucht unser Versagen, um uns demütiger zu machen.

Unser eigener Beitrag, demütig zu werden

  • Denke über die Größe und Heiligkeit Gottes nach, lese darüber in der Bibel und betrachte seine genialen Schöpfungsideen z.B. hier: Schöpfungsindiz Schmetterling.
  • Bedenke, wie sehr Gott die Demütigen liebt.
  • Denke darüber nach, wie Jesus Christus sich selbst erniedrigte und gleichzeitig standhaft blieb, das ultimative Vorbild für wahre Demut!
  • Betrachte die weiteren biblischen Vorbilder, z.B. Joseph und David.
  • Übe dich in realistischer Selbsteinschätzung, aber verzweifle nicht: Bei Gott ist immer Vergebung und Erneuerung möglich.
  • Wir haben nichts Gutes von Gott verdient, alles ist Gnade: “…wir waren von Natur Kinder des Zorns” (Epheser 2, 3)
  • Alles Gute, was wir besitzen oder erreicht haben, kommt aus der Hand Gottes und ist Grund zur Dankbarkeit.
  • Schau bei anderen, was Hochmut bewirken kann, und wie solche Menschen wirken. Schau dir z.B. die einschlägig bekannten Machthaber diktatorischer Staaten an. Bedenke, wie wenig du den Stolz bei anderen Menschen leiden kannst.
  • Verbringe Zeit mit demütigen Menschen.

Was nun?

Demut ist eine Königsdisziplin. Es lohnt sich daran zu arbeiten. Du hast jetzt viele Tipps dafür bekommen. Damit beende ich dieses Thema und überlasse es dir und mir, die Vorschläge auf unser Leben zu übertragen. Ich freue mich auch über Kommentare, Ergänzungen und Fragen.

Links zum Thema Demut:

Bildquellen

  • Wayne Mack: Buchtitel: Verlag CMV, Design von Canva

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