Das ist der zweite Teil meiner Gedanken zum Buch von Wayne A. Mack. Hier ist Teil 1: Demut – die vergessene Tugend (Teil 1).
Im ersten Teil ging es um die Bedeutsamkeit der Demut, und wie sich Demut gegenüber Gott und den Menschen zeigt. Hier wird es persönlich: Demütig werden, wie geht das? Aber zuerst noch kurz zum Gegenteil:
5. Die Dummheit des Stolzes (= Hochmuts)
„Stolz“ hat im Deutschen auch positive Bedeutungen. Wenn bei Wayne A. Mack von „Stolz“ die Rede ist, ist damit „Hochmut“ gemeint – also eine überhebliche Selbsteinschätzung.
Warum ein ganzes Kapitel über Stolz? Unsere Kultur möchte uns davon überzeugen, dass „Stolz“ generell eine Tugend sei. Warum ist das so? Warum diese Diskrepanz? Wayne’s These lautet: „Stolz ist natürlich, Demut ist übernatürlich.“ Das ist der Grund für die unterschiedliche Einschätzung, die sich schon bei den Suchergebnissen in Google zeigt:
- Google-Suchergebnis zur Frage „demütig werden“: 7.870 Treffer
- Google-Suchergebnis zur Frage: „stolz werden“: 175.000 Treffer
Demut ist nicht das, was viele darunter verstehen. Wirklich demütige Menschen sind Goldschätze dieser Welt. Sie zeigen sich nicht durch kriecherisches Verhalten gegenüber anderen Menschen, sondern sie strahlen eine Souveränität aus, die nicht von dieser Welt ist. Sie knien vor Gott und stehen aufrecht vor Menschen.
Denke an Bonhoeffer, Hans und Sophie Scholl, Mutter Theresa und andere Helden unserer Zeit. Wirklich demütige Menschen zeichnen sich nicht durch Unterwürfigkeit aus, sondern durch innere Stärke. Sie fürchten Gott – nicht Menschen!
Warum ist Hochmut dumm?
Was macht Hochmut mit deinem Herzen? Wie reagieren die Menschen um mich darauf? Achtung: Hier geht es nicht um ein gesundes Selbstbewusstsein! Wayne nennt folgende Gründe, warum Hochmut (= negativer Stolz) dumm ist:
- Weil Hochmut zu Fall führt – siehe viele politische Despoten.
- Weil Gott Hochmut hasst (z. B. Sprüche 16,5).
- Weil alles, was wir haben, Gnade ist und kein Grund zum Prahlen.
- Weil Jesus selbst sich erniedrigte – ein Kontrast zu menschlichem Hochmut.
Die Früchte des Hochmuts
Man könnte sagen: Lies den Beipackzettel – Stolz hat üble Nebenwirkungen. Hier sind sieben davon (Seiten 93-96 in Wayne Mack’s Buch, hier kurz zusammengefasst):
- Wir vergessen Gott (5. Mose 8,11–14).
- Wir treffen schlechte Entscheidungen (Sprüche 14,16).
- Wir verlieren die Ehrfurcht vor Gott (2. Chronik 26,15–16).
- Wir werden undankbar (2. Chronik 32,24–25).
- Wir sündigen mit unseren Worten (Psalm 31,19).
- Wir verschließen uns dem Wort Gottes (Jeremia 13,9–10).
- Wir verhindern geistliches Wachstum und gesunde Beziehungen.
Wenn ich mir diese Liste anschaue, motiviert mich das, mein Herz zu prüfen und wahre Demut zu erstreben. Geht es dir auch so?
6. Wie werde ich demütig?
Ich weise noch mal auf die biblische Definition von „Demut“ hin:
„Demut meint keine passive Unterwürfigkeit, sondern eine aktive, mutige Handlung. Der Hochmütige hält mehr von sich, als er in Wirklichkeit ist. Demut bedeutet nicht, sich kleiner zu machen, als man ist, sondern das konsequente Bekenntnis zur eigenen Niedrigkeit, also zu der Stellung, die man vor Gott hat. Die Demut ist eine Art Aufrichtigkeit, ein Stehen in der Wahrheit.“
Lexikon zur Bibel (SCM R. Brockhaus, 2021)
Ja, aber wie kann ich demütig werden? Es ist ein lebenslanger Prozess, Demut zu entwickeln. Wayne Mack beschreibt diesen auf den Seiten 104-139. Ich fasse es in eigenen Worten zusammen:
Die Grundlage: ein neues Herz
Demut ist nur möglich, wenn Gott uns ein neues Herz schenkt. Wir sind nicht sanierungsbedürftig, sondern erneuerungsbedürftig! Der natürliche Mensch lebt im Stolz. Durch den Glauben an Jesus Christus erhalten wir ein neues Leben, geführt vom Heiligen Geist – er verändert unser Denken, Fühlen und Handeln.
Der Wachstumsprozess – Gottes Mittel
- Leidvolle Erfahrungen (z. B. Israels Wüstenwanderung – 5. Mose 8,2–5: Gott befreite die Israeliten von ihrer Unzufriedenheit und Selbstsucht). Siehe auch Teil 1 dieser Serie („Kapitel: Das Tal der Demut“)
- Vorbilder im Glauben.
- Kritik und Missverständnisse durch andere – damit wir uns selbst erkennen.
- Eigene Fehler und Versagen.
Unser Beitrag zur Demut
Gott arbeitet immer mit uns zusammen. Er ist kein gnadenloser Despot, er ist Liebe in Person und leitet uns an, wenn wir wollen. Hier sind ein paar Tipps, wie du mitwirken kannst:
- Denke über die Größe und Heiligkeit Gottes nach, lese darüber in der Bibel und betrachte seine genialen Schöpfungsideen z.B. hier: Schöpfungsindiz Schmetterling.
- Bedenke, wie sehr Gott die Demütigen liebt.
- Denke darüber nach, wie Jesus Christus sich selbst erniedrigte und gleichzeitig standhaft blieb, das ultimative Vorbild für wahre Demut!
- Betrachte die weiteren biblischen Vorbilder, z.B. Joseph und David.
- Übe dich in realistischer Selbsteinschätzung, aber verzweifle nicht: Bei Gott ist immer Vergebung und Erneuerung möglich.
- Wir haben nichts Gutes von Gott verdient, alles ist Gnade: „…wir waren von Natur Kinder des Zorns“ (Epheser 2, 3)
- Alles Gute, was wir besitzen oder erreicht haben, kommt aus der Hand Gottes und ist Grund zur Dankbarkeit.
- Schau bei anderen, was Hochmut bewirken kann, und wie solche Menschen wirken. Schau dir z.B. die einschlägig bekannten Machthaber diktatorischer Staaten an. Bedenke, wie wenig du den Stolz bei anderen Menschen leiden kannst.
- Verbringe Zeit mit demütigen Menschen.
7. Was nun? Wie kann ich demütig werden?
Demut ist kein Ziel, das wir einmal erreichen und dann abhaken können. Sie ist ein Weg – ein täglicher Prozess, bei dem wir immer wieder neu lernen, uns selbst richtig einzuschätzen, Gott zu vertrauen und anderen mit Respekt und Liebe zu begegnen. Es geht nicht darum, perfekt zu sein, sondern darum, sich auf den Weg machen zu lassen – von Gott begleitet, motiviert durch sein Wort und gestärkt durch Erfahrungen, die uns formen.
Vielleicht hast du beim Lesen gespürt, dass auch in deinem Herzen noch negativer Stolz verborgen liegt. Mir ging es so. Vielleicht hast du auch Mut gefasst, dich auf einen inneren Veränderungsprozess einzulassen. Beides ist gut. Denn Gott wirkt oft gerade dort, wo wir unsere Schwäche erkennen. Demut beginnt nicht mit Leistung, sondern mit einem ehrlichen Blick nach oben – zu Gott – und nach innen – zu unserem Herzen.
Ich lade dich ein, das Thema nicht einfach zur Seite zu legen. Nimm einen Gedanken, eine Bibelstelle oder eine praktische Übung mit in deinen Alltag. Vielleicht ist es ein Gebet um ein neues Herz, vielleicht ein Gespräch mit einem Menschen, der dich spiegelt, vielleicht einfach ein Moment der Stille vor Gott.
Und wenn du magst, lass uns gemeinsam weiterdenken. Ich freue mich über deine Rückmeldungen, Erfahrungen oder Fragen – hier in den Kommentaren oder auf einem anderen Weg.
Demut ist nicht für Helden – sie macht Menschen zu Helden. Lies dazu gerne auch meine Kurzvorstellung von Christine Caine.
Lass uns gemeinsam diesen Weg gehen.
Hier ist der Link zu Amazon zum besprochenen Buch „Demut – die vergessene Tugend“.
Bildquellen / Image Sources
- Wayne Mack: Buchtitel: Verlag CMV, Design von Canva