Der Fels – Petrus, Jesus oder Gott?

Wir schauen uns Matthäus 16, 15-18 genauer an.

von Andi
Fels Petrus - stimmt das?

Wer ist der Fels, von dem Jesus in Matthäus 16 spricht? Der Feld, auf den Jesus seine Gemeinde baut? Ist der Fels Petrus, der Papst oder der Stammapostel der NAK? Für alle wurde dieser Anspruch schon erhoben. Was sagt die Bibelstelle genau? Auf wecheln Fels baust du deinen Glauben?

Der Katechismus von zwei Kirchen

Die Römisch-Katholische Kirche und die Neuapostolische Kirche haben beide einen Leiter, der für sich das “Felsenamt” in Anspruch nimmt: Der Papst und der Stammapostel. Beide Kirchen verweisen dabei auf Bibelstelle in Matthäus 16, Vers 18. Ich werde diesen Anspruch anhand der Bibel überprüfen. Wir werden feststellen, ob die Argumentation, die nur auf einer Bibelstelle basiert, wirklich trägt. Schauen wir zunächst einmal, was in den Katechismen der beiden Kirchen steht:

Der Fels im Katechismus der Römisch-Katholischen Kirche

“Der Herr hat einzig Simon, dem er den Namen Petrus gab, zum Felsen seiner Kirche gemacht. Er hat Petrus die Schlüssel der Kirche übergeben und ihn zum Hirten der ganzen Herde bestellt.”

aus dem Katechismus der Katholischen Kirche 1997, deutsche Übersetzung 2005

Der Fels im Katechismus der Neuapostolischen Kirche

Ähnlich zur Katholischen Kirche schreibt die Neuapostolische Kirche in ihrem Katechismus:

“Jesus Christus, der Sohn Gottes, ist das Haupt seiner Kirche. In dieser Kirche hat das Stammapostelamt die Aufgabe, den Petrusdienst auszuüben gemäß den Worten Jesu (Mt 16,18.19). Jesus spricht vom Grund und vom Bauen seiner Gemeinde in Verbindung mit der besonderen Stellung des Apostels Petrus. Dieser ist der „Fels“, auf den Jesus Christus seine Kirche baut. Damit ist vom Sohn Gottes ein unauflösbarer Zusammenhang zwischen dem Felsenamt und seiner Kirche geschaffen. Felsenamt und Kirche Christi sind für die Menschen zum Heil in Jesus Christus gegeben.”

Katechismus der Neuapostolischen Kirche, Download 25.06.2020: http://www.nak.org/de/katechismus/7-das-amt/76-die-aemter-in-der-neuapostolischen-kirche/766-das-stammapostelamt/

Der Beweis der Kirchen: eine einzige Bibelstelle

Schauen wir mal auf diese Bibelstelle, danach wollen wir diese untersuchen, indem wir die ganze Bibel berücksichtigen. Zum Schluss werde ich noch auf die Bedeutung des Matthäus-Verses schauen. Das tun wir dann unter Zuhilfenahme des griechischen Grundtextes. Hier ist der Text:

“Er sprach zu ihnen: Wer sagt denn ihr, dass ich sei? Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist der Christus, des lebendigen Gottes Sohn! Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: Was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein.”

Matthäus 16, 15-19 (Luther 2017)

Es stimmt: Der Text erweckt den Eindruck, dass Petrus der Fels ist, auf dem Jesus seine Kirche aufbaut. Ist diese Auslegung biblisch haltbar? Ich möchte mich dem Text auf zwei Ebenen nähern: Zunächst möchte ich anhand der ganzen Bibel untersuchen, wer der Fels ist. Dann werden wir uns den Abschnitt in Matthäus 16 näher ansehen.

Der Fels im Alten Testament

Mit Hilfe einer Konkordanz überprüfte ich alle Bibelstellen, in denen das Wort “Fels” vorkommt. Dabei entdeckte ich, dass es Gott selbst ist, der im Alten Testament “Fels” genannt wird. Hier sind einige Beispiele von vielen:

“Er ist der Fels. Seine Werke sind vollkommen; denn alle seine Wege sind recht. Treu ist Gott und kein Böses an ihm, gerecht und wahrhaftig ist er.”

5. Mose 32, 4 (Luther 2017)

“Es ist niemand heilig wie der HERR, außer dir ist keiner, und ist kein Fels, wie unser Gott ist.”

1. Samuel 2,2 (Luther 2017)

“Der HERR ist mein Fels und meine Burg und mein Erretter.”

2. Samuel 22, 2 (Luther 2017)

Es ist interessant, dass alle drei Passagen aus Liedern oder Dankgebeten stammen: Das Lied des Mose, der Lobpreis der Hannah und der Dankpsalm Davids geben Gott die Ehre, in dem sie ihn als als Fels bezeichnen. Sogar noch mehr: Gott wird als der einzige Fels dargestellt. Außerdem wird in vielen Bibelstellen als Merkmal dieses Felsens zum Ausdruck gebracht, dass ER – Gott – Rettung und Erlösung bringt:

“Er hat den Fels seines Heils gering geachtet” – “Der Fels meines Heils” – “HERR, mein Fels und mein Erlöser

5. Mose 32, 15; 2. Samuel 22, 47; Psalm 19, 14 (Luther 2017)

Darüber hinaus beschreibt Jesaja Gott als einen ewigen Felsen, der sich nie ändern wird:

“Darum verlasst euch auf den HERRN immerdar; denn Gott der HERR ist ein Fels ewiglich.”

Jesaja 26, 4 (Luther 2017)

Die Jünger waren sicherlich mit diesen Passagen vertraut, die eindeutig bezeugen, dass nur Gott selbst symbolisch als Fels bezeichnet wird.

Der Fels im Neuen Testament

Jesus Christus war sich dieser Passagen ganz sicher bewusst, denn er kannte das Alte Testament sehr gut. Ist es realistisch zu glauben, dass Jesus seinem Jünger Petrus, der schon so oft seine Fehlbarkeit bewiesen hat, den Titel “Fels” gab? Werfen wir einen Blick in das Neue Testament, um zu sehen, wo Jesus, Paulus und Petrus über den Felsen sprachen. Danach werden wir einen tieferen Blick auf die Stelle werfen, an der Jesus mit Petrus sprach. Hier hat Jesus zum ersten Mal über einen Felsen gesprochen:

“Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute.”

Matthäus 7, 24 (Luther 2017)

Hier ist schon mal klar, dass unser Glaube ein Fundament, einen Felsen benötigt.

Paulus zitiert den Propheten Jesaja (Jesaja 8, 14) in Römer 9, 33 und bezieht diese Worte auf Jesus Christus:

“Siehe, ich lege in Zion einen Stein des Anstoßes und einen Fels des Ärgernisses; und wer an ihn glaubt, der soll nicht zuschanden werden.”

Römer 9, 33 (Luther 2017)

Paulus identifiziert also hier den Felsen und setzt ihn gleich mit Jesus Christus!

Doch es ist nicht nur Paulus, sondern Petrus selbst (der angebliche Felsen), der die gleiche Stelle von Jesaja zitiert und ebenfalls auf Jesus Christus hinweist:

“Darum steht in der Schrift (Jesaja 28,16): »Siehe, ich lege in Zion einen auserwählten, kostbaren Eckstein; und wer an ihn glaubt, der soll nicht zuschanden werden. Für euch nun, die ihr glaubt, ist er kostbar. Für die aber, die nicht glauben, ist er »der Stein, den die Bauleute verworfen haben; der ist zum Eckstein geworden« (Psalm 118,22) und »ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses« (Jesaja 8,14). Sie stoßen sich an ihm, weil sie nicht an das Wort glauben…”

1. Petrus 2, 6-8 (Luther 2017)

Petrus selbst also – von dem die Kirchen sagen, er wäre der Fels – zitiert hier mehrere alttestamentliche Stellen, um darauf hinzuweisen, dass Jesus Christus der Eckstein ist, der “Fels des Ärgernisses”.

Jesus, der geistliche Fels im AT und NT

Es ist immer gut zu sehen, dass das Alte und das Neue Testament vom selben Gott sprechen und perfekt miteinander harmonisieren. Wir werden nun sehen, dass das Neue Testament den “Felsen” des Alten Testaments, den ich oben zitiert habe, eindeutig als Jesus Christus offenbart. Das ist auch ein Beweis für die Einheit von Gott, dem Vater, und Jesus Christus. Paulus spricht über das Volk Israel, und seine Schlussfolgerung lautet:

“und haben alle denselben geistlichen Trank getrunken; denn sie tranken von dem geistlichen Felsen, der ihnen folgte; der Fels aber war Christus.”

1. Korinther 10, 4 (Luther 2017)

Paulus bezieht sich hier auf 2. Mose 17,6. Das Volk Israel befindet sich auf der Wüstenwanderung und ist durstig. Gott befiehlt Mose, auf einen Felsen zu schlagen, so dass Wasser herausläuft. Mose tut es, und das Volk hat zu trinken. So wie Gott dem Volk Israel lebendiges Wasser aus dem Felsen gab, so gibt Jesus Christus jedem, der heute an ihn glaubt, lebendiges Wasser. Das durfte auch die Frau am Jakobsbrunnen erleben, zu der Jesus sagte: “Wenn du die Gabe Gottes erkennst und wer derjenige ist, der zu dir sagt: ‘Gib mir etwas zu trinken’, dann bitte du ihn, und er gibt dir lebendiges Wasser.”

Übrigens: Die Tatsache, dass Gott dem Volk Israel Wasser aus dem Felsen gab, der von Mose geschlagen wurde, erinnert uns an Jesus Christus, der für uns ans Kreuz geschlagen wurde, damit wir Erlösung finden können.

Der Felsen hat also eine geistliche Bedeutung, die auf Jesus Christus hinweist: “Der Fels war Christus.” Im Neuen Testament wird Jesus Christus somit als ein Fels dargestellt, auf dem wir sicher stehen, wenn wir seinem Wort glauben und ihn annehmen. Gott, der ewige Fels, wird Mensch in Jesus Christus, und wer auf ihn baut, hat auf festem Grund gebaut.

Nun schauen wir noch auf die Bibelstelle in Matthäus 16, die den beiden Kirchen als Beleg dafür gilt, dass ihre Kirchenoberhäupter sich als “Fels” bezeichnen. Schauen wir, was hier gemeint ist:

Der Fels in Matthäus 16, 15-18

Wer ist nun der Fels? Viele klare Bibelstellen bezeugen, dass Gott in Jesus Christus der Fels ist. Man sollte Lehraussagen immer nach den klaren Bibelstellen beurteilen und nicht nach den unklaren. Was meinte Jesus, als er in Matthäus 16 auf den ersten Blick Petrus als den Felsen der Kirche bezeichnete?
Wenn wir uns den griechischen Grundtext ansehen, sehen wir, dass Jesus hier sagt:

“Du bist Petrus (petros, d.h. Stein oder Felsstück), und auf diesen Felsen (petra, d.h. Grundgestein oder Felsmassiv) will ich meine Gemeinde bauen.”

Matthäus 16, 18

Jesus verwendet hier also zwei verschiedene griechische Wörter. Petrus ist ein Stein, ein Felsstück – und Jesus ist das Felsmassiv.

So sind heute alle Gläubige lebendige Steine des “geistlichen Tempels”, der Gemeinde. So sagt es wieder Petrus, der es als angeblicher Fels ja am besten wissen muss:

“…lasst euch auch selbst als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, ein heiliges Priestertum, um geistliche Opfer darzubringen, Gott hochwillkommen durch Jesus Christus!”

1. Petrus 2, 5 (Elb)

Jesus ist das Felsmassiv. Petrus – und alle Gläubigen – sind Steine, Felsstücke, in diesem Felsmassiv.

Es ist gut, wenn wir den Vers 18 im Gesamtkontext betrachten. Jesus spricht diese Worte, nachdem Petrus bezeugt: “Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!” Als Antwort darauf identifiziert Jesus den Petrus als Felsstück (oder Stein), und sich selbst als Felsmassiv (oder Grundgestein). Das Felsmassiv ist Jesus selbst, so wie Petrus sagte: “Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!” Auf dieses Bekenntnis bzw. auf sich selbst baut Jesus seine weltweite Gemeinde, in der alle Gläubigen als “lebendige Steine” eingefügt sind!

Der Fels ist Jesus Christus

Jesus ist der Fels, ER baut SEINE Kirche, SEINE Gemeinde. Gott sei Dank müssen wir uns nicht auf Menschen verlassen. Das fügt sich nahtlos in die oben aufgeführten alttestamentlichen Bibelstellen ein.

Nirgendwo n der Bibel wird Petrus als das Haupt der Apostel, der Kirche oder gar als ihr Fels beschrieben. So konnte Petrus dieses “Amt” auch nicht weiter vererben. Bauen wir unseren Glauben nur auf Jesus Christus auf und nicht auf einen fehlbaren Menschen! Dann werden wir auch nicht enttäuscht.

Ein Fels muss her.
Eine innere Ruhe,
die tiefer ist als gedankliches Verstehen,
menschliche Liebe,
persönlicher Erfolg
und die Anhäufung von Besitz.
Es gibt einen Felsen,
der dir Ruhe geben wird,
wenn wir all die anderen Dinge genommen wurden.
Dieser Fels ist Jesus Christus,
und es ist in dir angelegt, dass du in ihm das findest,
was du suchst.
In seiner Gnade wird er mit dir nicht Verstecken spielen.
Schrei zu ihm in deiner Schwachheit und Erschöpfung.
Er wird dich finden und dein Fels sein.
Er ist der Fels, nach dem du dich sehnst,
er ist der Einzige, der dir das Gefühl geben kann,
dass alles gut ist.
Und wenn du deine Hoffnung
in die trügerischen Felsen dieser gefallenen Welt aufgibst
und dich nach dem wahren Felsen zu sehnen beginnst,
wird er sich ausstrecken und dich auf festen Grund stellen. Paul David Tripp in “A Shelter in the Time of Storm”

Paul David Tripp in “A Shelter in the Time of Storm”

Bildquellen

  • Fels-Petrus: Hans Braxmeier auf Pixabay

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1 Kommentar

Andreas 6. Dezember 2022 - 17:32

Das war sehr interessant zu lesen. Die Verwendung des Bildes vom Felsen in der Bibel hat nun für mich eine neue Sicht ergeben. Vielen Dank.

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