Religion oder Evangelium

von Andi
Eine Leiter in den Himmel. Religion versucht mit Regeln zu Gott zu kommen, das Evangelium ist anders.

Ich saß einmal im Flugzeug zusammen mit einem Kollegen und las das Buch „Warum ich nicht religiös bin“ von Ole Hallesby. Als er den Titel sah, schaute er mich erstaunt an, denn er wusste, dass ich an Gott glaube und eine christliche Gemeinde besuche. Dann müsste ich doch auch „religiös“ sein. Den Unterschied zwischen Religion und Evangelium möchte ich euch hier zeigen.

Zur Einstimmung eine Definition, die auf meinen Erfahrungen beruht:

Religion = God is useful
Gospel = God is beautiful

Religion = Gott ist nützlich
Evangelium = Gott ist wunderbar

Quelle: unbekannt

Ich konzentriere mich auf den christlichen Glauben, denn da kenne ich mich aus. Wenn ich also von Religion spreche, meine ich die christliche Religion bzw. die Wurzeln des christlichen Glaubens, das Judentum des Alten Testaments. Und deshalb beginnen wir bei Jesus.

Jesus und die religiösen Führer seiner Zeit

Immer wieder ist Jesus mit den Pharisäern und Schriftgelehrten, der religiösen Elite, aneinandergeraten. Schauen wir uns eine dieser Begegnungen an:

Die Pharisäer und einige Schriftgelehrte aus Jerusalem kamen gemeinsam zu Jesus. Sie hatten gesehen, wie einige seiner Jünger aßen, ohne sich die Hände gewaschen zu haben. Ihre Hände galten deshalb als unrein, denn die Pharisäer und die Juden im Allgemeinen essen nur, wenn sie sich vorher die Hände gewaschen haben; sie richten sich damit nach den Vorschriften, die ihnen von den Vorfahren her überliefert sind. Und wenn sie vom Markt kommen, essen sie erst, nachdem sie sich einer Reinigung unterzogen haben. So halten sie noch viele andere Vorschriften ein, die ihnen überliefert worden sind, wie zum Beispiel das Reinigen von Bechern, Krügen, Kupfergefäßen und Sitzpolstern. Deshalb fragten nun die Pharisäer und die Schriftgelehrten Jesus: »Warum richten sich deine Jünger nicht nach den Vorschriften, die uns von den Vorfahren her überliefert sind, sondern essen mit ungewaschenen Händen?« Jesus gab ihnen zur Antwort: »Was Jesaja in der Schrift prophezeit hat, trifft genau auf euch Heuchler zu: ›Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist weit von mir entfernt.

Markus 7, 1-8 (NGÜ)

Um es kurz zu machen: Jesus ging es immer um eine Herzensbeziehung zu Gott, und nicht um das bloße Einhalten von Geboten. Hier sehe ich den ersten Punkt, der den Unterschied zwischen Religion und Evangelium markiert:

Herzenssache statt tote Tradition

Wifried Plock sagte einmal: „Religion lebt immer vom Tun! Die Pharisäer zählten vor Gott ihr religiöses Tun auf: “Ich bete, ich faste, ich opfere, usw.” Religion besteht grundsätzlich aus drei Buchstaben: T U N – tun, tun, tun!” Darum werden den Menschen in den Religionen steile Treppen gezeigt. Der Mensch muss sich anstrengen. Gebote und Vorschriften sind zu erfüllen, Leistungen sind zu erbringen, Verbote einzuhalten. Das Tun des Menschen ist stark betont. Die Trennung von Gott durch die Schuld und Sünde soll Schritt um Schritt durch Anstrengen, Bemühen und gute Taten überwunden werden.

Das Evangelium hingegen ist die frohe Botschaft von Jesus Christus: was dem (alttestamentlichen) Gesetz und dem Menschen unmöglich war, das tat Gott! Er hat den Himmel geöffnet, die Trennmauer der Schuld zerschlagen und ist in Jesus Christus zu uns gekommen. Und als Jesus am Kreuz starb, konnte er rufen: “Es ist vollbracht!” Das bedeutet: “Es ist getan!” Das Evangelium hat fünf Buchstaben: G E T A N ! Denn die Botschaft von Jesus ist das Evangelium von der Gnade. Niemand kann sich den Himmel verdienen! Der Himmel – die ewige Gemeinschaft mit einem liebenden Gott – ist ein freies Geschenk, das Gott jedem gibt, der dieses Geschenk im Glauben annimmt, zu Gottes Bedingungen.

Bedingungen? Also ist doch eine Leistung zu erbringen? Nein! Jesus verkündigte: “Kehrt um und glaubt an das Evangelium!” Das heißt, du erkennst, dass du Gott nichts zu bringen hast als einen Berg von Schuld. Und dann darfst du in Gedanken zu dem Kreuz kommen, an dem Jesus starb. Dort will Gott dich beschenken, von deiner Schuld freisprechen und als sein geliebtes Kind annehmen. Das ist keine Leistung, sondern Kontaktaufnahme zum lebendigen Gott, indem du mit ihm sprichst und das Geschenk der Gnade annimmst. Religion lebt immer vom Tun. Das Evangelium aber ist die gute Nachricht, dass Jesus – auch für dich – alles getan hat, um dich von Schuld zu befreien und dir die Gemeinschaft mit Gott zu ermöglichen.

Religion kennt keine Gewissheit

Religion ist ein ewiges Suchen, ein Fragen, ein Verlangen, ein Händeausstrecken ohne Handschlag; aber in keiner Religion auf dieser Erde gibt es echte Gewissheit über das ewige Leben. Auch nicht in einer so genannten christlichen Religion, die auf den eigenen Anstrengungen beruht. Christ sein und „religiös“ sein schließt sich somit eigentlich aus. Weil es in der Religion auf das Tun des Menschen ankommt, bleibt immer das bange Fragen: Reicht es aus? Hab ich genug getan? Aber nicht so bei Christen, die das Evangelium verstanden haben! Das Evangelium ist nämlich voll strahlender Gewissheit. Paulus sagt zum Beispiel im Römerbrief: “Ich bin gewiss, dass mich nichts und niemand von Gottes Liebe scheiden kann.” Oder Johannes – er teilt den Christen der damaligen Zeit mit: “Ich habe euch diese Dinge geschrieben, um euch in der Gewissheit zu bestärken, dass ihr das ewige Leben habt; ihr glaubt ja an Jesus als den Sohn Gottes.“ (1. Johannes 5, 13, NGÜ).

Top Down statt Bottom Up

Mit der Ausübung von Religion versucht man, irgendwie in Verbindung mit Gott zu kommen, indem man Rituale ausführt, Regeln befolgt, Sakramente über sich ergehen lässt, versucht ein guter Mensch zu sein. Man versucht also „von unten nach oben“ (bottom up) zu kommen.

Mit Jesus ist dieses Prinzip umgekehrt: Top Down: Gott kommt selbst zu uns, zeigt sich im Leben von Jesus, und Jesus tut alles, damit wir wieder in Beziehung zu Gott kommen können. „Es ist vollbracht“ waren seine letzten Worte am Kreuz: Der Weg ist frei zu Gott. Dein Schuldschein ist zerrissen. Das Geschenk der Gnade muss nur noch angenommen werden.

Jesus IST

Wir würden gerne eine Regel befolgen, um gut bei Gott dazustehen, und dann wieder unsere eigenen Wege gehen. Aber:

Jesus ist der Weg. Die Jünger hätten es gerne gehabt, dass Jesus ihnen den Weg gezeigt hätte, dann hätten sie wieder zurück zu ihren Fischerbooten gehen können. Sie fragten ihn nach dem Weg. Aber darauf hatte Jesus die Antwort: „Ich BIN der Weg“. Jesus ist der Weg. (Johannes 14)

Die Menschen hätten gerne Brot von ihm bekommen, um versorgt fürs Leben wieder ihre eigenen Wege gehen zu können. Sie sagten: „Herr, gib uns dieses Brot.“ Aber Jesus antwortete ihnen: „Ich BIN das Brot“. (Johannes 6, 34-35)

Die Samariterin am Brunnen hätte gerne lebendiges Wasser von ihm bekommen. „Herr, gib mir dieses Wasser“, sagte sie. Jesus aber antwortete: „Ich BIN das lebendige Wasser. Wer zu mir kommt, wird in Ewigkeit nicht mehr dürsten“. Kein Lebensdurst mehr. (Johannes 4, 15 und 6, 35)

Fazit: Es geht nicht um eine kurze Begegnung. Jesus ist mehr, er IST Kraftquelle, Lebensquelle, Lichtquelle, Hoffnungsquelle und noch viel mehr. Religion kann das alles nicht bieten, was Jesus bietet.

Du hast alles, wenn du Jesus hast

Wenn du Jesus hast, bist du auf dem Weg, der sicher an ein gutes Ziel führt, du hast lebendiges Brot und lebendiges Wasser. Du bist auf dem sicheren Weg in die ewige Geborgenheit, dein Hunger nach mehr und dein Lebensdurst wird bei Jesus täglich gestillt. Das ist Evangelium. Religion macht hochmütig oder depressiv. Hochmütig, wenn man meint, alles richtig gemacht zu haben. Depressiv, wenn man erkennt, dass das eigene Bemühen absolut nicht ausreicht. Evangelium gibt Leben, weil Jesus lebt. Er hat alles für Dich getan und wartet darauf, dass auch Du das Geschenk der Erlösung annimmst, indem du darauf vertraust, dass Jesus für dich am Kreuz gestorben ist, auferstanden ist und heute erlebbar ist. Komm zu ihm, probier’s aus. Jesus lebt und erfreut sich bester Gesundheit. Und er schaut gerade auf Dich und wartet auf Deine Reaktion.

Bildquellen

  • Leiter in den Himmel: Pixabay free from MH

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