Das exklusive Kirchenverständnis der Neuapostolischen Kirche

Ist die NAK heilsnotwendig?

von Andi

Worum geht es? Der Katechismus der NAK

Die Neuapostolische Kirche (NAK) hat 2012 ihren ersten Katechismus veröffentlicht. Die Jahre zuvor gab es eine Vielzahl von Lehränderungen, die nun für alle einsehbar sind. Ich bin bereits 2008 aus dieser Kirche ausgetreten und möchte hier einen kritischen Blick darauf werfen. Damit möchte ich keinen Neuapostolischen angreifen, denn ich schätze die Menschen in dieser Kirche sehr. Deren Lehre allerdings nicht.

Aus meiner Sicht beinhaltet der Katechismus viel Wahrheit, aber leider durchzogen von den alten kirchlichen Irrlehren, die der Bibel widersprechen. Das exklusive Kirchenverständnis der NAK hat sich im Kern nicht wesentlich geändert. Für einen Außenstehenden kann es schwierig sein, dieses Lehrgebäude zu durchschauen, wenn man die Kirchensprache nicht versteht. Oberflächlich betrachtet könnte der Eindruck entstehen, die NAK wäre auf einem guten Weg, hin zu Christus und hin zu einer “ökumenefähigen” Lehre (was immer das auch heißen mag). Deshalb ist es wichtig, die Glaubenslehre der NAK klar darzustellen, so wie sie wirklich ist und immer war:

  • Hierarchisch geleitet von Menschen, die sich Apostel nennen,
  • vertrauend auf die Wirkung ihrer Sakramente, vermittelt durch neuapostolische Amtsträger,
  • neuerdings auch verstrickt in Bibelkritik
  • und mit ihrer Entschlafenenlehre gefährlich nahe am Okkultismus.

Das exklusive Kirchenverständnis der NAK

In diesem Artikel soll es um das Kirchenverständnis der NAK gehen, das seit ca. 2006 propagiert wird und nun im Katechismus festgelegt ist. Dieses neue Kirchenverständnis hat das Ziel, “aus der Sektenecke heraus zu kommen”, wie es einmal der Stammapostel Richard Fehr ausdrückte. Die Änderungen zielen meines Erachtens darauf hin, in die ACK (die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen) als vollwertiges Mitglied aufgenommen zu werden. Das exklusive Kirchenverständnis, insbesondere das Taufverständnis, war hierzu ein Hindernis.

Vor dem Jahr 2006 hieß es noch in den “Fragen und Antworten über den Neuapostolischen Glauben”:

„Die Neuapostolische Kirche ist die Kirche Jesu Christi, gleich den apostolischen Gemeinden zur Zeit der ersten Apostel.“

Fragen und Antworten über den Neuapostolischen Glauben, Frage Nr. 167

Man verstand sich als das “Werk Gottes” und meinte damit “die einzig wahre Kirche”. Somit war klar, wie man die anderen Kirchen und andere Christen zu sehen hatte: als nicht vollwertig.

Was änderte sich 2006?

Am 24. Januar 2006 fand ein öffentlicher Informationsabend durch den damals amtierenden Stammapostel Dr. Wilhelm Leber statt. Dieser war der Startschuss für mehrere Lehränderungen. Die Lehre über die Taufe wurde umfassend geändert: die Taufe anderer Kirchen, sofern sie „trinitarisch“ durchgeführt wurde, wurde anerkannt. Früher musste ein solche Taufe von einem priesterlichen Amtsträger der NAK bestätigt werden, damit ein anderswo Getaufter in die NAK aufgenommen werden konnte. Nur nach dieser Bestätigung konnte anschließend durch Handauflegung eines NAK-Apostels die sog. Versiegelung (= Empfangnahme des Heiligen Geistes) durchgeführt werden. Dies wurde von der ACK positiv aufgenommen. Man sah darin eine Öffnung der NAK und erhoffte sich eine Abwendung von ihrem exklusiven Heilsanspruch.

In der Veröffentlichung des Katechismus fanden die eingeleiteten Lehränderungen ihren vorläufigen Abschluss. 

Wie sieht die NAK andere Kirchen?

Auch das grundlegende Glaubensbekenntnis, das aus 10 Glaubensartikeln besteht, wurde verändert. Insbesondere das Kirchenverständnis fand eine neue Ausprägung. Hier wurde tatsächlich eine bedeutende Veränderung vorgenommen: Man definiert die allgemeine Christenheit (die “Kirche Jesu Christi”) nun als

die „Versammlung derjenigen, die getauft sind, ihr Leben in der Nachfolge Christi führen und Jesus Christus als ihren Herrn bekennen” (Katechismus S. 67). Menschen werden durch die Taufe „in die Kirche Jesu Christi eingefügt“ und dadurch zu Christen. “Durch die Taufe wird die Erbsünde abgewaschen und der Gläubige aus der Gottesferne herausgeführt” (Katechismus S. 320).

Als Kirche Christi wird also nun nicht mehr die NAK allein gesehen, sondern die Gemeinschaft aller trinitarisch Getauften. Durch die Betonung auf die Taufe (egal ob Kinder- oder Erwachsenentaufe) zeigt sich schon die Bedeutung, die die NAK den sakramentalen Handlungen und daraus folgend der Institution Kirche beimisst:

“Ohne Kirche ist Christsein nicht möglich” (Katechismus S. 269).

Wie sieht die NAK sich selbst?

Aus dem bisher Zitierten könnte man meinen, nun säßen alle Christen zusammen mit der NAK in einem Boot, und tatsächlich sieht sich die NAK als Teil der allgemeinen Christenheit, der “Kirche Christi”. Aber nun kommt eine wichtige Einschränkung: Der 3. Glaubensartikel sagt:

“Ich glaube an den Heiligen Geist, die eine, heilige, allgemeine und apostolische Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben.”

Die NAK verweist damit zunächst einmal auf die Kirche Christi, wie sie oben dargestellt wurde (= alle Christen), unterscheidet aber in ihrem Katechismus zwischen der sichtbaren Seite der Kirche (die „vom Herrn Jesus auf Erden gestiftet ist“ – vgl. Kat. S. 269), und der unsichtbaren Seite der Kirche, die „wahrnehmbar ist in den Heilswirkungen der Sakramente und des Wortes Gottes“ (Kat. S. 270). Da aber nun die NAK das Attribut “apostolisch” für sich als „geschichtlich realisiert“ in Anspruch nimmt, sieht sie sich selbst immer noch als die eine heilsnotwendige Institution innerhalb der Kirche Christi:

„Mit der Wiederbesetzung des Apostelamts ist es auch zur Wiederherstellung der rechten Sakramentsspendung gekommen. Auch hat die Wortverkündigung durch die Botschafter an Christi statt eine erhöhte Autorität; dies äußert sich besonders im Wachhalten der Gewissheit der nahen Wiederkunft Christi. Ebenso kann wieder die Sündenvergebung durch Apostel verkündigt werden.“ (Kat. S. 275)

Die Kirche Christi war also angeblich vorher nicht vollständig, es fehlte ihr „das Amt und die damit verbundene rechte Sakramentsspendung sowie die rechte Wortverkündigung als wesentliche Elemente der Kirche Christi“, die nun „in der geschichtlichen Wirklichkeit erneut vollständig vorhanden“ sind (vgl. Kat. S. 276).

Hier ein paar weitere Auszüge aus dem Katechismus zum näheren Verständnis dieser theologischen Spitzfindigkeit:

“Sie (die Kirche Christi) ist dort am deutlichsten wahrnehmbar, wo das Apostelamt, die Spendung der drei Sakramente an Lebende und an Tote sowie die rechte Wortverkündigung vorhanden ist. Dort ist das Erlösungswerk des Herrn aufgerichtet, in dem die Braut Christi für die Hochzeit im Himmel bereitet wird” (S. 68-69).

“Unter dem Begriff ‘Erlösungswerk des Herrn’ versteht man im Allgemeinen die Heilstat Jesu, die abgeschlossen ist. Wird dieser Begriff hier verwendet, ist damit der Teil der Kirche gemeint, in dem die Apostel wirken und jene Heilsgaben vermitteln, die der Bereitung der Erstlinge, der Braut Christi, dienen.” (Fußnote S. 69)

“Die Apostel sind zu allen Völkern gesandt, sie zu lehren und zu taufen. Sie rufen alle, sowohl Nichtchristen als auch die Getauften, die an Jesus Christus glauben und ihn als ihren Herrn bekennen, dazu auf, sich mit dem Heiligen Geist taufen und auf die Wiederkunft Christi vorbereiten zu lassen.” (S. 277)

Der letzte Satz bedeutet ganz klar: Alle Christen anderer Kirchen, Freikirchen oder sonstiger Gemeinschaften, auch wenn sie getauft sind, sollen sich von einem NAK-Apostel “versiegeln” lassen, um in den Genuss des Heiligen Geistes zu kommen!

Wie sieht die NAK nach offizieller Lehre nicht neuapostolische Christen?

Nach neuapostolischem Verständnis hat ein nicht neuapostolischer Christ:

  • keine Sündenvergebung (weil er nicht unter die “Freisprache” seiner individuellen Sünden im Gottesdienst der NAK kommt),
  • keinen Heiligen Geist (weil er nicht das Sakrament der Versiegelung durch einen Apostel erlangt hat)
  • und wenig Hoffnung, an der Entrückung teilnehmen zu können, weil er nicht zur „Braut des Herrn“ gehört, denn die Braut muss von Aposteln der NAK auf die Wiederkunft Jesu vorbereitet werden (durch „Wort und Sakrament“).

Ich frage mich, ob da überhaupt noch von einem Christen die Rede sein kann und muss feststellen, dass sich nach der offiziellen Lehrmeinung nichts gegenüber der alten Lehre vor 2006 geändert hat, es wurde nur schöner verpackt.

Die NAK – weiterhin exklusiv

Du siehst, dass mit diesem neuen Kirchenverständnis das exklusive Kirchenverständnis der NAK keineswegs gelockert ist. Im Gespräch mit Außenstehenden betonen die NAK-Apostel zwar immer, dass man nun alle getauften Christen als Kirche Christi anerkenne, aber entscheidend für die Beurteilung der Lehre ist der offizielle Katechismus. Der seit 2013 amtierende neue Stammapostel Jean-Luc Schneider predigt zwar vermehrt allgemeinchristliche Wahrheiten (vielleicht auch in der Hoffnung, dass damit die Aufnahme als Vollmitglied in die ACK beschleunigt wird), aber er verweist auf den Katechismus als verbindliche Glaubensgrundlage. Somit gibt sich die Kirche nach außen hin ökumenisch und bleibt nach innen gerichtet weiter exklusiv wie bisher.

Interessanterweise fand ich bisher wenige Mitglieder, die das exklusive Kirchenverständnis der NAK vollumfänglich glauben. Schon bei der Veröffentlichung des “neuen” Kirchenverständnisses gab es dazu heiße Diskussionen (siehe hier: Netzwerk Apostolische Geschichte ). Vielen ist es peinlich, darüber zu sprechen, und nur ein „harter Kern“ hat diese Lehren wirklich verinnerlicht und vertritt sie. Stattdessen vertreten viele Gläubige der NAK Sichtweisen, die der Allversöhnung nahe kommen. „Wenn man sich bemüht, wird man von Gott schon angenommen“ scheint eine allgemeine Auffassung zu sein. Das ist die Frucht jahrzehntelanger Predigten, die das eigene “Bemühen” zur Erlangung der Seligkeit betonten. Das Kreuz Christi tritt dabei in den Hintergrund, und die Notwendigkeit einer persönlichen Entscheidung für Jesus Christus (“Bekehrung”) und ein Leben in Seiner Nachfolge lehrt man nicht. Man sieht die NAK als “sichersten Weg” mit einer realistischen Chance, von Gott angenommen zu werden, sofern man der NAK treu bleibt – eine Heilsgewissheit kennt man allerdings nicht.

Was, wenn dieser Anspruch der NAK falsch ist? “An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen” (Jesus in Matthäus 7, 16-20)!

Ausweg aus dem Labyrinth: klare biblische Lehre

Die Bibel spricht nirgendwo von der Heilsnotwendigkeit einer Kirche. Hier nur 2 Bibelstellen von vielen, die klar bezeugen, dass nur der Glaube an Jesus heilsentscheidend ist:

Rettung nur durch Jesus

“Bei niemand anderem ist Rettung zu finden; unter dem ganzen Himmel ist uns Menschen kein anderer Name gegeben, durch den wir gerettet werden können.”

Apostelgeschichte 4, 12 (NGÜ)

Versiegelung ohne Sakrament durch Hören des Evangeliums und Glauben

“In ihm (Jesus) seid auch ihr, als ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils, gehört habt und gläubig geworden seid, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung.”

Epheser 1, 13 (Luther 2017)

Rettung ohne unser Zutun, nur durch Glauben

“So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.”

Römer 3, 28 (Luther 2017)

Noch viele Bibelstellen könnte ich hier aufführen, dazu folgt noch ein separater Artikel.

Zum Thema passend: Ist der Stammapostel der Fels, von dem Jesus spricht?

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