Am Anfang war ich oft frustriert, wenn ich in der Bibel gelesen habe – zu schwierig, zu viel, zu unverständlich. Besonders wenn man von vorne anfängt. Die Bibel ist ja eine Bibliothek von 66 Büchern. Oft bin ich schon beim zweiten Buch, dem 2. Buch Mose, hängengeblieben. Erst mit der Zeit habe ich Wege gefunden, die mir wirklich geholfen haben. Diese erprobten Tipps möchte ich dir weitergeben, damit du leichter einen guten Einstieg findest und dranbleibst. Ich beleuchte die drei größten Probleme beim Bibellesen und gebe dir drei Tipps.
Problem Nr. 1: Bibel lesen ohne Jesus im Blick
Bibel lesen ohne Jesus im Blick zu behalten ist wie Auto fahren ohne Lenkrad und Navi.
Allein durch das Lesen der Bibel hat sich noch kein Mensch positiv verändert. Es muss noch ein wesentlicher Aspekt dazu kommen: Jesus Christus im Blick zu behalten. Die Bibel handelt von Jesus, und zwar von der ersten bis zur letzten Seite, auch wenn der Name „Jesus“ im Alten Testament nirgends zu finden ist. Die Bibel hat das Ziel, dass wir den Messias, den im Alten Testament angekündigten Retter kennen lernen und ein Leben führen, das die Liebe Gottes zu den Menschen widerspiegelt. Jesus im Blick zu behalten ist das Lenkrad, das dir hilft, in der richtigen Richtung unterwegs zu sein. Das Alte Testament verheißt den Retter, das Neue Testament stellt ihn dir vor.
Jesus hat die Bibelleser seiner Zeit kritisiert, und zwar die Pharisäer und Schriftgelehrten, die Top-Theologen des 1. Jahrhunderts. Er sagte ihnen:
„Ihr forscht in der Schrift, weil ihr meint, in ihr das ewige Leben zu finden. Und dabei spricht sie gerade von mir. Doch zu mir wollt ihr nicht kommen, wo ihr das Leben bekommen könnt.“
Problem Nr. 2: An der falschen Stelle anfangen
Die Bibel von vorne bis hinten durchlesen? Ich verspreche dir: Wenn du so das erste Mal versuchst, die Bibel zu lesen, wirst du spätestens in der Mitte des 2. Buch Mose genervt aufhören. So ging es mir öfters. Das ist schade! Die Bibel besteht aus 66 Büchern. Mit welchem soll man anfangen? Gleich erfährst du es.
Problem Nr. 3: Bibel-Hopping
Genauso falsch, wie an der falschen Stelle anzufangen ist es, irgendwo den Finger rein zu stecken und ein paar Absätze zu lesen. So machst du es auch nicht mit einem anderen Buch. Früher habe ich das so gemacht. In der Kirche, in der ich damals war, war das so üblich. Wir meinten, Gott würde unseren Finger leiten beim Aufschlagen und uns genau das richtige Wort geben. Oft wurden wir dabei enttäuscht. Kein Wunder. Gott nutzt es manchmal schon, mit aus dem Zusammenhang gerissenen Bibeltexten zu uns zu reden, aber das ist eher die Ausnahme.
Jetzt zu meinen Tipps fürs Bibel lesen:
Tipp Nr. 1: Mit dem richtigen Buch anfangen
Du kannst gleichzeitig alle diese drei Probleme mit diesem Tipp vermeiden. Du kannst damit Jesus im Blick behalten, an der richtigen Stelle anfangen und kein Hopping veranstalten. Wie? Indem du mit dem Bibelbuch anfängst, das mit dem Ziel geschrieben wurde, Jesus kennenzulernen: Fang an mit dem Evangelium von Johannes. Johannes, ein Jünger von Jesus und Augenzeuge, schreibt nämlich:
„Was hier berichtet ist, wurde aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben an ihn in seinem Namen das Leben habt.“
Johannes 20, 31
Johannes hatte also genau dieses Ziel: Jesus kennenzulernen. Du brauchst zum Lesen des Johannesevangeliums 3 Stunden. Als Anfänger findest du Kapitel 1 vielleicht etwas mühsam. Ab Kapitel 2 geht es einfacher weiter.
Wenn du diese Zeit investiert hast, kannst du mit dem Lukasevangelium weiter machen. Lukas war ein Wegbegleiter von Paulus. Er legte mehr Wert auf chronologische Berichterstattung unter Hinzuziehung von Augenzeugen. Das merkt man beim Lesen. Das gibt dir einen noch tieferen Einblick in das Leben von Jesus, den du schon durch Johannes sehr intim kennengelernt hast.
Tipp Nr. 2: Der Heilige Geist als Hilfe
Jesus verspricht dir den Heiligen Geist. Das ist der Geist, der Spirit, in dem alle Bücher der Bibel geschrieben wurden. Deshalb passt auch alles so gut zusammen. Jesus sagte einmal: „Meine Worte sind Geist und sind Leben.“ Deshalb erkennen wir die Tiefe der Worte in der Bibel auch nur mit diesem Heiligen Geist. Du bekommst ihn, wenn du dich Jesus ganz persönlich zuwendest und dich durch ihn erneuern lässt. Paulus beschreibt diese Erneuerung hier:
Und nachdem ihr das Wort der Wahrheit, die Freudenbotschaft von eurer Rettung, gehört habt und zum Glauben gekommen seid, wurdet auch ihr durch ihn (Jesus) mit dem versprochenen Heiligen Geist versiegelt.“
Paulus in Epheser 1, 13
Wenn Du so weit gekommen bist, ist der Heilige Geist dein Navigator. Dann wird es einfacher: Dann verstehst du vieles, was dir vorher dunkel erschien, weil du jetzt „geistliche Augen“ hast. Ich habe das auch erlebt: Ohne den Heiligen Geist war der Römerbrief nicht verständlich für mich. Ich schaffte es nicht, ihn am Stück zu lesen. Es war, wie wenn ich einen Schleier vor den Augen hätte. Nachdem ich mein Leben Jesus anvertraute und Gott mir den Heiligen Geist schenkte, war alles anders. Auf einmal verstand ich, was ich las. Immer noch nicht alles, aber es ist nicht mehr so wie vorher.
Jetzt kannst du dich an schwierigere Kost wagen. Du wirst jetzt auch Freude am Lesen der Bibel bekommen. Wenn du das Evangelium von Johannes und von Lukas durchgelesen hast, dann lies es noch einmal, diesmal mit ganz neuen Augen, und mach dann weiter.
Tipp Nr. 3: Weiterlesen in folgender Reihenfolge
- 1. Johannes-Evangelium: Der intimste Bericht über Jesus von einem Augenzeugen
- 2. Lukas-Evangelium: Der chronologische Bericht über Jesus, Lukas befragte die Augenzeugen
- 3. Apostelgeschichte: Die ersten Christen starten durch unter der Leitung des Heiligen Geistes
- 4. Das 1. Buch Mose: Jetzt wird es Zeit, vorne anzufangen: Wie ging alles los? Warum brauchen wir einen Retter?
- 5. Römerbrief: Die detaillierte Darstellung des Evangeliums, der guten Nachricht von Jesus Christus (starte mit Kapitel 8 und lies dann von vorne den ganzen Brief).
Weitere hilfreiche Hinweise
Wichtig: Nicht die Bibel selbst verändert dich positiv, sondern die Bibel in Verbindung mit dem Wirken Gottes durch die Bibel. Bleib deshalb in Kontakt mit ihm, indem du ihn um seine Führung und seinen Rat bittest.
Verliere nicht den roten Faden: In der Bibel geht es um Gottes Liebe zu den Menschen, um Gottes Gnade, darum, wie wir in Beziehung zu Gott kommen können. Schon im ersten Buch der Bibel verheißt Gott einen Retter. Und im Neuen Testament tritt der Retter persönlich auf: Jesus Christus. Wenn du das verinnerlicht hast, dann kannst Du Dich auch an das Alte Testament wagen, an 1. Mose, 2. Mose und so weiter, so wie Gott dich führt.
Hilfreiche Bücher zum Einstieg ins Bibel lesen
- Hartmut Jäger / Michael Kotsch (Hg.): Go(o)d News – Die Bibel ist Gottes Wort (2019 CV Dillenburg) – viele Fakten
- Keith Ferrin: Die Bibel umarmen (2016 SCM) – lockere Tipps in fesselnder Sprache
- Howard G. Hendricks: Bibellesen mit Gewinn (2020 CV Dillenburg) – etwas schulmäßiger
- Bibellesebund: Bible to Grow Grundlagen; das Bibel-Auswendiglern-Projekt (2013 Navigatoren e. V.) – mit den wichtigsten Bibelversen zum Auswendiglernen.
Bibel online lesen
Ich rate dir, dass du die Bibel auf Papier liest. Dann kannst du Unterstreichungen machen, und sie wird zu deinem persönlichen Werkzeug. Unterwegs oder zum Recherchieren ist es trotzdem hilfreich, eine Onlinebibel zu besitzen, hier ist meine Empfehlung: Der ERF Bibleserver. Dort kannst du auch verschiedene Bibelübersetzungen ausprobieren und miteinander vergleichen und einen Chatbot nutzen. Ich empfehle dir folgende Bibelübersetzungen:
- Die NEÜ (Neue Evangelistische Übertragung) als einfach verständliche Version.
- Die Elberfelder oder die Luther 2017 zum genauen Recherchieren.
Weitere Artikel zur Bibel auf meiner Website:
Jetzt aber genug mit der Theorie, leg los. Ich helfe dir gerne weiter, wenn du Fragen hast. Brauchst du weitere Tipps zum Bibel lesen? Welche Erfahrungen hast du gemacht? Schreib mir gerne.
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- bibel-lesen-a-kings-story: unbekannt