Betreibt die Neuapostolische Kirche (NAK) Mission?
Auf der Homepage der NAK Süd findet man folgenden Satz:
„Unsere Mission: Zu allen Menschen hingehen, um sie das Evangelium Jesu Christi zu lehren und mit Wasser und Heiligem Geist zu taufen“ (Quelle: Homepage NAK-Süd, Abruf am 29.6.25)
Biblisch gesehen hört sich das gut an, denn es entspricht dem Missionsbefehl von Jesus Christus:
„Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe.“ (Matthäus 28, 19 nach Luther 2017)
Die Fragen, die sich daraus der Missionstätigkeit der NAK ergeben, sind für mich folgende:
- Geht die NAK zu allen Menschen hin? Ist „Mission“ noch ein Thema für die NAK?
- Was bedeutet das „Evangelium Jesu Christi“ für die NAK?
- Was versteht die NAK darunter, „mit Wasser und dem Heiligen Geist zu taufen“, und wie entspricht das dem Auftrag von Jesus in Matthäus 28, 19?
Ist Mission noch ein Thema für die NAK?
Dieser Frage möchte ich mich hier widmen, denn ich bin im April über einen Satz des Leiters der NAK, Stammapostel Jean-Luc Schneider, gestoßen. Er hat die Frage für uns überraschend beantwortet:
„Jesus machte auch deutlich, dass seine Jünger eine kleine Herde sind. Das vergessen wir manchmal. Bruder, Schwester, der Herr Jesus hat nie gesagt, dass die ganze Welt neuapostolisch werden muss. Er hat klar gesagt, dass diejenigen, die ihm nachfolgen, verglichen mit der Welt, eine kleine Herde bleiben werden. Die Wahrheit der Lehre der Apostel lässt sich nicht an der Zahl der Gläubigen messen, die ihnen folgen. Der liebe Gott hat eine kleine Herde, die er zur Braut Christi machen will. Erst später im Friedensreich wird das Evangelium allen gepredigt werden und alle Menschen werden die Möglichkeit erhalten, gerettet zu werden. Aber im Moment sind wir eine kleine Herde. Die Wahrheit der Lehre der Apostel lässt sich nicht an der Zahl der Gläubigen messen, die ihnen folgen. Wichtig ist, dass die Herde dem Hirten, das ist Jesus Christus, folgt. Das ist die Lehre Jesu.“
(Jean-Luc Schneider in einer Predigt am 17.11.2024 in Conakry, Guinea, zitiert in der NAK-internen Kirchenzeitung „neuapostolisch“ im April 2025, Seite 14)
Lasst uns mal im Detail diese Aussage anschauen:
Richtig: Nicht die ganze Welt muss neuapostolisch werden
„Der Herr Jesus hat nie gesagt, dass die ganze Welt neuapostolisch werden muss.“
Das ist schon mal eine gute Erkenntnis. Jesus sammelt seine Nachfolger aus allen Völkern und Nationen, unabhängig von einer bestimmten Kirchenzugehörigkeit.
Falsch: Die „kleine Herde“ bezieht sich auf die Situation zur Zeit Jesu
Die Aussage, dass Jesus seine Nachfolger als „kleine Herde“ bezeichnet hat, stammt aus Lukas 12,32:
„Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben.“ (Lukas 12,32)
Was meint Jesus damit?
- Jesus spricht hier zu seinen Jüngern, also zu einer konkreten, kleinen Gruppe von Nachfolgern in einer feindlichen Umgebung.
- „Kleine Herde“ beschreibt die damalige Situation: Christen waren zahlenmäßig tatsächlich eine Minderheit.
Heißt das, Christen werden immer eine kleine Minderheit bleiben?
- Das sagt Jesus so nicht. Die Aussage bezieht sich auf die damalige Situation, nicht auf eine ewige Regel.
- Im Gegenteil: Jesus spricht an anderen Stellen von einem weltweiten Wachstum seines Reiches (z.B. Matthäus 13,31-32: Gleichnis vom Senfkorn).
- In Offenbarung 7,9 sieht Johannes „eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen“.
Fazit:
Die Bezeichnung „kleine Herde“ ist keine dauerhafte Begrenzung der Gemeindegröße, sondern beschreibt die damalige Lage. Die Bibel zeigt, dass Gottes Reich wachsen und Menschen aus allen Völkern umfassen wird.
Falsch: Eine kleine Herde, die Gott zur Braut Christi machen will?
„Die Wahrheit der Lehre der Apostel lässt sich nicht an der Zahl der Gläubigen messen, die ihnen folgen. Der liebe Gott hat eine kleine Herde, die er zur Braut Christi machen will.“
Hier zeigt sich zunächst die Motivation von Jean-Luc Schneider, warum er über eine „kleine Herde“ spricht: Die Neuapostolische Kirche schrumpft, die weltweite Missionstätigkeit der NAK ist zum Erliegen gekommen. Da stellen sich viele Gläubige die Frage, warum das so ist. Herr Schneider liefert damit eine Begründung für das mangelnde Wachstum an Neuapostolischen.
Möchte der „liebe Gott“ die „kleine Herde“ (also die Neuapostolischen) zur Braut Christi machen? Dahinter verbergen sich mehrere Irrtümer:
- Die „kleine Herde“, von der Jesus in Lukas 12, 32 spricht, entspricht nicht den Gläubigen der NAK (siehe oben), sondern den damaligen Nachfolgern von Jesus. Selbst wenn man diesen Begriff auf die heutige Zeit erweitert, besteht die „kleine Herde“ immer noch aus allen, die an Jesus glauben, nicht nur aus Neuapostolischen.
- Herr Schneider beweist damit wieder, dass die NAK immer noch einen Alleinvertretungsanspruch, eine Exklusivität lehrt. Die „Braut Christi“ sind demnach die Gläubigen der NAK, wie es auch im Katechismus von 2012 beschrieben ist.
- Herr Schneider zeigt damit auch, dass die NAK keine Heilsgewissheit kennt. Seine „kleine Herde“, die Gläubigen der NAK, muss erst noch von Gott zur Braut Christi gemacht werden. Es reicht also nicht aus, von einem Apostel der NAK „versiegelt“ worden zu sein. Obwohl ja eine Versiegelung vor fremdem Zugriff schützt und biblisch gesehen der Beweis ist, dass die Jesus-Gläubigen für immer gerettet sind und nicht erst noch „zur Braut Christi gemacht“ werden müssen. Jeder Gläubige, egal aus welcher Kirche und auch ohne Kirchenzugehörigkeit, gehört zur Braut Christi. Entscheidend ist der lebendige Glaube an Jesus (siehe Römer 10, 9).
Falsch: Mission erst im Friedensreich
„Erst später im Friedensreich wird das Evangelium allen gepredigt werden und alle Menschen werden die Möglichkeit erhalten, gerettet zu werden. Aber im Moment sind wir eine kleine Herde.“
Herr Schneider verschiebt den Missionsbefehl von Jesus, die Verkündigung des Evangeliums an alle Menschen, in das Friedensreich, also in die Zeit nach der von der NAK erwarteten Entrückung der Gläubigen. Das ist bequem. Mission kostet der NAK Geld, und so viel Geld hat man nicht mehr. Somit hat man jetzt eine Begründung, warum die weltweite Mission der NAK heruntergefahren wurde.
Biblisch gesehen gilt der Missionauftrag von Jesus in Matthäus 28, 19 allen Gläubigen zu allen Zeiten. Das ist völlig eindeutig.
Richtig: Jesus Christus nachfolgen, das ist die Lehre Jesu!
„Wichtig ist, dass die Herde dem Hirten, das ist Jesus Christus, folgt. Das ist die Lehre Jesu.“
Damit hat Herr Schneider wieder völlig recht. Liebe Gläubige der NAK, das ist das Entscheidende.
Ein Wort an Neuapostolische
Folgt Jesus Christus und keinen selbsternannten Aposteln, die das Wort Gottes in der Bibel so verdrehen, wie es ihnen passt. Es tut mir weh, dass ich diesen „bösen“ Satz schreiben muss, denn ich versuche immer, möglichst sachlich zu bleiben und möchte keine Menschen angreifen, ganz besonders nicht die Gläubigen der NAK. Bei den Leitern dieser Kirche fällt mir die Sachlichkeit schwer, denn sie sind schuldig an der Irreführung ihrer Gläubigen, was an dem Beispiel in diesem Artikel wieder einmal gut zum Ausdruck gekommen ist.
Zum Weiterlesen: Neuapostolische Kirche: Kritik am exklusive Kirchenverständnis