Exklusivität und Alleinvertretungsanspruch im Kirchenverständnis der NAK
1. Einleitung: Überblick und mein Anliegen
Die Neuapostolische Kirche (NAK) hat 2012 ihren ersten Katechismus veröffentlicht – ein umfangreiches Werk, das die Lehre der Kirche erstmals systematisch darstellt. Die Jahre zuvor gab es eine Vielzahl von Lehränderungen, die nur in internen Schriften formuliert waren. Nun sind sie für alle einsehbar. Ich selbst bin 2008 aus der NAK ausgetreten. Mit etwas Abstand möchte ich kritisch hinterfragen, was sich seither wirklich verändert hat, insbesondere in Bezug auf das exklusive Kirchenverständnis.
Dabei geht es mir nicht um eine Abwertung der Menschen innerhalb dieser Kirche. Im Gegenteil – viele neuapostolische Christen sind mir als liebe, aufrichtige, warmherzige Gläubige begegnet, die ich heute noch sehr schätze.
Mein Anliegen ist die Auseinandersetzung mit der Lehre selbst, insbesondere mit dem fortbestehenden Alleinvertretungsanspruch der NAK. Trotz aller Reformen hat die NAK weiterhin ein exklusives Heilsverständnis – in neuer Verpackung und nicht mehr so klar erkenntlich.
2. Die Lehre der NAK im Wandel
2.1 Der Katechismus der NAK – ein Meilenstein?
Aus meiner Sicht beinhaltet der aktuelle Katechismus viel Wahrheit, aber leider durchzogen von den alten kirchlichen Lehren, die dem allgemeinen christlichen Verständnis und der Bibel widersprechen. Das exklusive Kirchenverständnis der NAK – ihr Alleinvertretungsanspruch (Exklusivität) – hat sich im Kern nicht wesentlich geändert. Für einen Außenstehenden kann es schwierig sein, dieses Lehrgebäude zu durchschauen, wenn man die Kirchensprache nicht versteht. Oberflächlich betrachtet könnte der Eindruck entstehen, die NAK wäre auf einem guten Weg, hin zu Christus und hin zu einer „ökumenefähigen“ Lehre. Deshalb ist es wichtig, die Glaubenslehre der NAK klar darzustellen, so wie sie wirklich ist und immer war:
- Hierarchisch geleitet von Aposteln, die dieselbe Autorität für sich beanspruchen wie die Apostel der Urgemeinde,
- vertrauend auf die Wirkung ihrer Sakramente zur Heilsvermittlung und Sündenvergebung
- und mit ihrer Entschlafenenlehre gefährlich nahe am Okkultismus.
2.2 Lehränderungen – echte Öffnung oder nur Fassade?
Der frühere Leiter der NAK, Stammapostel Richard Fehr, drückte sich einmal so aus: „Wir wollen aus der Sektenecke herauskommen“. Damit stoß er eine Reihe von Änderungen an. Das Ziel war somit im Kern nicht, die Kirchenlehre näher an die biblische und allgemein anerkannte christliche Wahrheit zu führen, sondern das Außenbild zu verändern. Die Änderungen der Kirchenlehre zielten darauf hin, in die ACK (die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen) als vollwertiges Mitglied aufgenommen zu werden. Das exklusive Kirchenverständnis, insbesondere das Taufverständnis, war hierzu das primäre Hindernis. Wollte ein Christ, der bereits in einer anderen Kirche getauft wurde, der NAK beitreten, musste diese Taufe erst durch einen Amtsträger der NAK „bestätigt“ werden. Nur nach dieser Bestätigung konnte anschließend durch Handauflegung eines NAK-Apostels die sogenannte Versiegelung durchgeführt werden (= „Empfangnahme des Heiligen Geistes“). Somit war klar: Die NAK hatte einen Alleinvertretungsanspruch für die vollgültige Wirksamkeit der kirchlichen Sakramente, auch der Taufe.
3. Das Kirchenverständnis der NAK: Zwischen Öffnung und Exklusivität
3.1 „Kirche Christi“ – Wer gehört dazu?
Vor dem Jahr 2006 hieß es noch in den „Fragen und Antworten über den Neuapostolischen Glauben“ (ein kleines internes Lehrwerk):
„Die Neuapostolische Kirche ist die Kirche Jesu Christi gleich den apostolischen Gemeinden zur Zeit der ersten Apostel.“ (Fragen und Antworten über den Neuapostolischen Glauben, Antwort zur Frage Nr. 167)
Man verstand sich als „Kirche Jesu Christi (intern wurde es „das Werk Gottes“ genannt, man meinte damit, „die einzig wahre Kirche“ zu sein). Somit war klar, wie man die anderen Kirchen und andere Christen zu sehen hatte: als nicht vollwertig. Die Kirche Jesu Christi war die NAK.
3.2 Das neue Taufverständnis der NAK seit 2006
Am 24. Januar 2006 fand ein öffentlicher Informationsabend durch den damals amtierenden Stammapostel Dr. Wilhelm Leber statt. Dieser war der Startschuss für mehrere Lehränderungen. Die Lehre über die Taufe wurde umfassend geändert: Die Taufe anderer Kirchen, sofern sie „trinitarisch“ durchgeführt wurde, wurde anerkannt. Dies wurde von der ACK positiv aufgenommen. Man sah darin eine Öffnung der NAK und sah darin eine Abwendung von ihrem exklusiven Heilsanspruch.
In der Veröffentlichung des Katechismus fanden die eingeleiteten Lehränderungen dann ihren vorläufigen Abschluss.
3.3 Das neue allgemeine Kirchenverständnis der NAK auf Basis der Tauf-Anerkennung
Verbunden mit der Anerkennung der Taufe anderer Kirchen war eine Neudefinition der allgemeinen Christenheit. Der Katechismus definiert diese nun so:
Die allgemeine Christenheit ist: „die „Versammlung derjenigen, die getauft sind, ihr Leben in der Nachfolge Christi führen und Jesus Christus als ihren Herrn bekennen.“
(Katechismus S. 67).
„Menschen werden durch die Taufe „in die Kirche Jesu Christi eingefügt“ und dadurch zu Christen: „Durch die Taufe wird die Erbsünde abgewaschen und der Gläubige aus der Gottesferne herausgeführt.“ (Katechismus S. 320).
Somit gab die NAK ihren Status als „Kirche Jesu Christi“ auf, da sie diese Bezeichnung an die allgemeine Christenheit abgegeben hatte. Aber wie sollte die NAK sich nun neu definieren? Was war das Existenzrecht, das Besondere der NAK? Man erfand eine „neue Exklusivität“:
3.4 Die neue Exklusivität: Die NAK als „sichtbare Braut Christi“
Es wäre einfach gewesen, durch die Anerkennung der Taufe eine wirkliche Reform durchzuführen. Man hätte anerkennen können, dass die NAK keinen besonderen Heilsanspruch mehr hat und auf einer Ebene mit den anderen Kirchen ist. Das geschah jedoch nicht. Durch die Taufanerkennung bezeichnete sich die NAK nun zwar als Teil der allgemeinen Christenheit, der „Kirche Christi“, doch man erfand eine neue Exklusivität, um sich von der allgemeinen Christenheit abzugrenzen. Dies geschah auf Basis des dritten neuapostolischen Glaubensartikels:
„Ich glaube an den Heiligen Geist, die eine, heilige, allgemeine und apostolische Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben.“ (3. Glaubensartikel der NAK)
Die NAK unterscheidet also zwischen der allgemeinen Christenheit, der „Kirche Christi“, und sich selbst. Der dritte Glaubensartikel beschreibt nicht die allgemeine Christenheit, sondern die NAK als „apostolische Kirche“.
Im NAK-Katechismus erscheint auch eine weitere Formulierung: Die „sichtbare und die unsichtbare Seite der Kirche“: Die sichtbare Seite der Kirche ist demnach die allgemeine Christenheit, die Kirche Christi, die „vom Herrn Jesus auf Erden gestiftet ist“ (vgl. Kat. S. 269). Die unsichtbaren Seite der Kirche sei „wahrnehmbar in den Heilswirkungen der Sakramente und des Wortes Gottes“ (vgl. Kat. S. 270). Der Kontext dieser Ausführungen stellt klar, dass die NAK die „Heilswirkungen der Sakramente“ bei sich selbst sieht (durch die exklusive Vermittlung des Heiligen Geistes durch Handauflegung eines NAK-Apostels).
„Apostolisch“ ist demnach nicht die allgemeine Christenheit, sondern die NAK. Sie nimmt für sich die Exklusivität des Apostelamts in Anspruch, das in der NAK als „geschichtlich realisiert“ angesehen wird. Somit sieht sie sich selbst immer noch als die eine heilsnotwendige Institution innerhalb der Kirche Christi!
3.5 Entscheidend für die NAK: Die Rolle des neuapostolischen Apostelamts
Nach wie vor sieht sich die NAK als „einzig wahre Kirche“, auch wenn man das heute nicht mehr so formuliert. Denn laut NAK hat nur sie lebende Apostel, die sie gleichsetzt mit den Aposteln der Urkirche, (den Jüngern Jesu und Paulus). Nur diese NAK-Apostel könnten „Sakramente recht spenden“, Sünden vergeben und das biblische Wort mit „erhöhter Autorität“ verkünden, wie es im Katechismus heißt:
„Mit der Wiederbesetzung des Apostelamts ist es auch zur Wiederherstellung der rechten Sakramentsspendung gekommen. Auch hat die Wortverkündigung durch die Botschafter an Christi statt eine erhöhte Autorität; dies äußert sich besonders im Wachhalten der Gewissheit der nahen Wiederkunft Christi. Ebenso kann wieder die Sündenvergebung durch Apostel verkündigt werden.“ (Kat. S. 275)
Die Kirche Christi war also angeblich seit dem Tod der ersten Apostel im 1. Jahrhundert n. Chr. nicht mehr vollständig, es fehlte ihr „das Amt und die damit verbundene rechte Sakramentsspendung sowie die rechte Wortverkündigung als wesentliche Elemente der Kirche Christi“, die nun „in der geschichtlichen Wirklichkeit erneut vollständig vorhanden“ seien (vgl. Kat. S. 276).
Hier ein paar weitere Auszüge aus dem Katechismus zum näheren Verständnis dieser theologischen Spitzfindigkeit:
„Sie (die Kirche Christi) ist dort am deutlichsten wahrnehmbar, wo das Apostelamt, die Spendung der drei Sakramente an Lebende und an Tote sowie die rechte Wortverkündigung vorhanden ist. Dort ist das Erlösungswerk des Herrn aufgerichtet, in dem die Braut Christi für die Hochzeit im Himmel bereitet wird“ (Kat. S. 68-69).
„Unter dem Begriff ‚Erlösungswerk des Herrn‘ versteht man im Allgemeinen die Heilstat Jesu, die abgeschlossen ist. Wird dieser Begriff hier verwendet, ist damit der Teil der Kirche gemeint, in dem die Apostel wirken und jene Heilsgaben vermitteln, die der Bereitung der Erstlinge, der Braut Christi, dienen.“ (Kat. Fußnote S. 69)
„Die Apostel sind zu allen Völkern gesandt, sie zu lehren und zu taufen. Sie rufen alle, sowohl Nichtchristen als auch die Getauften, die an Jesus Christus glauben und ihn als ihren Herrn bekennen, dazu auf, sich mit dem Heiligen Geist taufen und auf die Wiederkunft Christi vorbereiten zu lassen.“ (Kat. S. 277)
Der letzte Satz bedeutet ganz klar: Alle Christen anderer Kirchen, Freikirchen oder sonstiger Gemeinschaften, auch wenn sie getauft sind, sollen sich von einem NAK-Apostel „versiegeln“ lassen, um in den Genuss des Heiligen Geistes zu kommen!
4. Was bedeutet das für andere Christen?
Andere Christen werden definiert als „die Getauften, die an Jesus Christus glauben und ihn als ihren Herrn bekennen“. Das ist erst einmal sehr positiv zu bewerten, da die NAK hier nicht lediglich auf eine vollzogene Taufe abhebt, sondern auf den Glauben an Jesus Christus. Allerdings: Nach neuapostolischem Verständnis hat ein nicht neuapostolischer Christ:
- keine Sündenvergebung (weil er nicht unter die „Freisprache“ seiner individuellen Sünden im Gottesdienst der NAK kommt),
- keine Kraft des Heiligen Geistes, weil er nicht durch das NAK-Sakrament der Versiegelung diese Kraft durch einen NAK-Apostel vermittelt bekommen hat (nach neuer Lehrmeinung ist es auch nicht der Heilige Geist selbst, mit dem ein Gläubiger versiegelt wird, sondern nur die „Kraft“ des Heiligen Geistes),
- und wenig Hoffnung, an der erhofften Entrückung der Gläubigen teilnehmen zu können, weil er nicht zur „Braut des Herrn“ gehört, denn die Braut muss von Aposteln der NAK auf die Wiederkunft Jesu vorbereitet werden (durch „Wort und Sakrament“).
Ich frage mich, ob da überhaupt noch von einem Christen die Rede sein kann und muss feststellen, dass sich nach der offiziellen Lehrmeinung nichts gegenüber der alten Lehre vor 2006 geändert hat. Die Exklusivität wurde nur subtiler verpackt.
4.1 Wie sieht die Neuapostolische Kirche andere Kirchen?
Die allgemeine Christenheit, auch „Kirche Christi“ genannt, besteht laut NAK aus allen Getauften, die „ihr Leben in der Nachfolge Christi führen und Jesus Christus als ihren Herrn bekennen“ (Kat. S. 67).
Diese Getauften können sich laut NAK ihrer Sündenvergebung nicht sicher sein, haben keinen Heiligen Geist und keine sichere Hoffnung auf die Entrückung der Gläubigen. All das wird angeblich nur durch die NAK sichergestellt. Die NAK allein ist das „Erlösungswerk des Herrn“. Man hört immer wieder von der „Souveränität Gottes“: Gott könne auch „Ausnahmen“ machen, aber der sichere Weg sei der Weg der NAK.
Dabei wird der Kirche eine Heilsvermittlung beigemessen:
„Ohne Kirche ist Christsein nicht möglich“ (Katechismus S. 269)
Da die Heilsvermittlung durch neuapostolische Apostel geschehen muss, um gültig zu sein, meint man damit eigentlich die NAK.
4.2 Konsequenzen für das Heil anderer Gläubiger
Ohne NAK keine Sündenvergebung, kein Heiliger Geist, keine Sicherheit des Heils. Das sagt die offizielle Lehre der NAK.
Ohne Kirche ist Christsein nicht möglich? Was ist mit gläubigen Christen in verfolgten Ländern, die keine Chance haben, sich einer Kirche anzuschließen. Was ist mt gläubigen Christen, die durch das Internet gläubig wurden und keinen Kontakt zu anderen Gläubigen haben? Gemäß der Lehre der NAK ist Christsein für solche Menschen nicht möglich.
5. NAK heute: Exklusivität bleibt – nur rhetorisch entschärft
5.1 Selbstbild vs. Realität: Glaubensleben ohne Heilsgewissheit
Interessanterweise fand ich bisher wenige Mitglieder, die das exklusive Kirchenverständnis der NAK vollumfänglich glauben. Vielen ist es peinlich, darüber zu sprechen, und nur ein „harter Kern“ hat diese Lehren wirklich verinnerlicht und vertritt sie. Stattdessen vertreten viele Gläubige der NAK Sichtweisen, die der Allversöhnung nahe kommen. „Wenn man sich bemüht, wird man von Gott schon angenommen“ scheint eine allgemeine Auffassung zu sein. Das ist die Frucht jahrzehntelanger Predigten, die das eigene „Bemühen“ zur Erlangung der Seligkeit betonten. Das Kreuz Christi tritt dabei in den Hintergrund, und die Notwendigkeit einer persönlichen Entscheidung für Jesus Christus („Bekehrung“) und ein Leben in Seiner Nachfolge lehrt man, wenn überhaupt, nur im Kontext der Nachfolge gegenüber den Aposteln der NAK und der Treue zur eigenen Kirche. Man sieht die NAK als „sichersten Weg“ mit einer realistischen Chance, von Gott angenommen zu werden, sofern man der NAK treu bleibt – eine Heilsgewissheit kennt man allerdings nicht, weil alles vom eigenen Bemühen abhängig ist.
5.2 Reaktionen innerhalb der NAK
Schon bei der Veröffentlichung des „neuen“ Kirchenverständnisses gab es dazu heiße Diskussionen (siehe hier: Netzwerk Apostolische Geschichte ). Viele haben die NAK verlassen, weil sie die Mogelpackung durchschaut haben. Andere warten immer noch auf eine wirkliche Reform. Und die meisten trösten sich mit „ihrer“ Ortsgemeinde, bei der angeblich alles in Ordnung ist. Wohlfühlen ist angesagt, und wenn das stimmt, ist die Kirchenlehre mindestens zweitrangig.
6. Biblische Perspektiven als Gegenmodell
Wie schön, dass wir die Bibel haben. Auch die NAK hat früher versucht, anhand der Bibel die eigene Lehre zu beweisen, was aber nur dadurch gelang, indem man einzelne Bibelstellen aus dem Zusammenhang riss und den Kontext völlig außer Betracht zog. Im Zweifelsfall galt die Interpretation der NAK-Apostel. Eindeutige Bibelstellen, die das Gegenteil lehren, wurden entweder ausgeblendet oder umgedeutet. Heute macht man es sich noch bequemer: Man lehrt bibelkritisch und glaubt nur, was die NAK-Apostel als wahr anerkennen. Ich habe ein anderes Bibelverständnis und möchte nun anhand klarer und eindeutiger Bibelstellen nachweisen, dass die Lehre der NAK unplausibel ist und die Exklusivität der Wahrheit nicht standhält:
6.1 Rettung allein durch Christus
Kein Mensch, auch kein Apostel, kann Heil vermitteln. Jesus ist der einzige Mittler (= Vermittler) zwischen Gott und den Menschen:
„Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus, der sich selbst gegeben hat als Lösegeld für alle, als Zeugnis zur rechten Zeit.“ (1. Timotheus 2, 5-6, Luther 2017)
Kein anderer Name als Jesus kann uns retten, der Glaube an Jesus ist entscheidend, nicht an eine Kirche oder an Apostel:
„Bei niemand anderem ist Rettung zu finden; unter dem ganzen Himmel ist uns Menschen kein anderer Name gegeben, durch den wir gerettet werden können.“ (Apostelgeschichte 4, 12, NGÜ)
Paulus stellt klar, wie man gerettet wird:
„Wenn du also mit deinem Mund bekennst, dass Jesus der Herr ist, und mit deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn von den Toten auferweckt hat, wirst du gerettet werden.“ (Römer 10, 9, NGÜ)
6.2 Versiegelung durch den Heiligen Geist – ohne Sakrament?
Heilsnotwendige Sakramente sind unbiblisch. Sie sind eine Erfindung der Kirchen und können biblisch nur schwer begründet werden.
Die NAK lehrt, dass man die „Kraft des Heiligen Geistes“ vermittelt bekommt, wenn ein NAK-Apostel einem Menschen die Hände zur „Versiegelung“ auflegt.
Zwei eindeutige Bibelstellen möchte ich dazu anführen, die zeigen dass der Heilige Geist allen Gläubigen zugesagt ist, die das Evangelium hören und glauben. Die erste Stelle ist 2. Korinther 1, 21-22. Hier schreibt Paulus, wer uns versiegelt, es ist Gott selbst. Er schreibt nicht, dass dazu eine Handauflegung notwendig ist:
„Gott ist’s aber, der uns fest macht samt euch in Christus und uns gesalbt hat
und versiegelt und in unsre Herzen als Unterpfand den Geist gegeben hat. (2. Korinther 1, 21-22, Luther 2017)
Die zweite Stelle ist Epheser 1, 13, wo Paulus beschreibt, dass Menschen mit dem Heiligen Geist versiegelt werden, wenn sie das Evangelium gehört haben und gläubig geworden sind, und zwar „in Jesus“:
„In ihm (= Jesus) seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit gehört habt, nämlich das Evangelium von eurer Rettung – in ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist, der verheißen ist.“ (Epheser 1, 13)
Die NAK führt zur Begründung der Handauflegung eines Apostel zwei einmalige Geschehnisse an, die in der Apostelgeschichte berichtet werden. In Samarien und in Ephesus legten Apostel die Hände auf, und die Gläubigen empfingen daraufhin den Heiligen Geist. Das waren besondere geschichtliche Ereignisse, die ihren speziellen Grund hatten. Darauf gehe ich in einem anderen Artikel ein. Das Neue Testament lehrt aber nirgends die Notwendigkeit einer Handauflegung, wie man u.a. an den beiden obigen Bibelstellen erkennt. Außerdem ist es unrealistisch, dass Gott die Vermittlung des Heiligen Geistes von Apostel abhängig macht. Das hätte bedeutet, dass in der Kirchengeschichte von ca. 100 n. Chr. bis 1832 (der Ernennung neuer „Apostel“) kein Mensch den Heiligen Geist bekommen hätte, trotz Glauben an Jesus.
6.3 Gerecht durch Glauben – nicht durch Werke oder Kirchenzugehörigkeit
Die Bibel spricht nirgendwo von der Heilsnotwendigkeit einer Kirche. Durch die Betonung auf die Taufe (egal ob Kinder- oder Erwachsenentaufe) zeigt sich schon die Bedeutung, die die NAK den sakramentalen Handlungen und daraus folgend der Institution Kirche beimisst. Das Neue Testament hingegen bezeugt an vielen Stellen eindeutig, dass Menschen durch den Glauben allein gerettet werden, ohne eigene Werke und ohne notwendige Rituale. Auch die Taufe wird bei der Beschreibung der Errettung nicht erwähnt:
„„Denn aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme.“ (Epheser 2, 8-9)
Hier wird klar: Rettung ist ein Geschenk Gottes (= Gnade), das wir im Glauben annehmen – Werke spielen dabei keine Rolle. Manche zitieren Markus 16, 16, um zu beweisen, dass die Taufe doch notwendig sei („Wer glaubt und getauft wird, wird gerettet werden, wer aber nicht glaubt, wird verurteilt werden.“). Im zweiten Halbsatz dieser Bibelstelle ist aber auch hier klar, dass Glaube das Entscheidende ist. Erst kommt der Glaube, dann die Taufe (was auch eine Säuglingstaufe, wie sie in der NAK stattfindet, in Frage stellt).
„So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.“ (Römer 3, 28)
Paulus betont, dass niemand durch das Halten von Geboten oder eigene Leistungen gerecht wird, sondern allein durch den Glauben:
„Doch weil wir wissen, dass der Mensch nicht aus Werken des Gesetzes gerecht wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus, sind auch wir zum Glauben an Christus Jesus gekommen, damit wir gerecht werden durch den Glauben an Christus und nicht durch Werke des Gesetzes; denn durch Werke des Gesetzes wird kein Mensch gerecht.“ (Galater 2, 16)
Auch hier wird deutlich: Die Gerechtigkeit vor Gott kommt allein durch den Glauben an Jesus Christus. Diese Verse zeigen: Unsere Rettung ist ein Geschenk, das wir im Glauben annehmen dürfen – nicht durch eigene Leistung oder religiöse Handlungen.
Und das Ergebnis? „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“ (Jesus in Matthäus 7, 16-20)!
7. Fazit: Der Alleinvertretungsanspruch lebt weiter
Du siehst, dass mit diesem neuen Kirchenverständnis das exklusive Kirchenverständnis der NAK keineswegs gelockert ist. Im Gespräch mit Außenstehenden betonen die NAK-Apostel zwar immer, dass man nun alle getauften Christen als Kirche Christi sieht, aber entscheidend für die Beurteilung der Lehre ist der offizielle Katechismus. Der seit 2013 amtierende neue Stammapostel Jean-Luc Schneider predigt zwar vermehrt allgemeinchristliche Wahrheiten, aber er verweist auf den Katechismus als verbindliche Glaubensgrundlage. Somit gibt sich die Kirche nach außen hin ökumenisch und bleibt nach innen gerichtet weiter exklusiv wie bisher.
Die NAK selbst bestreitet das. In einem Artikel schreibt sie dazu: „Exklusiv, aber ohne Alleinvertretungsanspruch“. Sie betont dabei die Anerkennung der Taufe, was ich als Irreführung sehe.
8. Warum ist das alles so wichtig?
Was, wenn der Anspruch der NAK falsch ist? Was, wenn die Apostel der NAK falsche Apostel sind, deren Handauflegung nichts bewirkt? Ich glaube fest, dass Gott den Heiligen Geist jedem schenkt, der glaubt, dass Jesus für ihn und für sie am Kreuz gestorben ist. Jesus starb stellvertretend für deine Sünde. Du darfst frei sein. Auch für einen neuapostolischen Gläubigen gilt diese Heilszusage. Vielleicht auch dann, wenn ein NAK-Apostel jemandem die Hände auflegt. Gott ist souverän, er kann alles. Aber warum sollte er die Gabe des Heiligen Geistes an ein Ritual binden, das nachweislich nicht notwendig ist? Millionen von Menschen erhalten den Heiligen Geist zum Zeitpunkt, an dem sie zum lebendigen Glauben an Jesus kommen. Noch mal Römer 10, 9:
„Wenn du also mit deinem Mund bekennst, dass Jesus der Herr ist, und mit deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn von den Toten auferweckt hat, wirst du gerettet werden.“ (Römer 10, 9, NGÜ)
Deshalb sehe ich die Lehre der NAK als irreführend und hinderlich an. Menschen werden an Menschen und an eine Kirche gebunden, anstatt an Christus. Sie vertrauen den Lehren einer Kirche anstatt dem Wort Gottes in der Bibel. Deshalb wünsche ich mir von Herzen, dass viele Neuapostolische ihre Lehre ernsthaft anhand der Bibel prüfen und ihre Konsequenzen daraus ziehen. Gerne helfe ich dabei.
Zum Thema passend: Ist der Stammapostel der Fels, von dem Jesus spricht?
Der Katechismus der Neuapostolischen Kirche zum selber lesen: NAK-Katechismus
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- Neuapostolische-Kirche-exklusiv: ChatGTP